Andreas Teufel - Die Schrammelharmonika

 

 

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Abstract

  Die Schrammelharmonika ist ein mit der Wiener Volksmusik, insbesondere der Schrammelmusik, untrennbar verbundenes Musikinstrument. Heute wird sie allerdings kaum mehr hergestellt und nur von wenigen Musikern gespielt. Diese Wiener Spezialform eines dreireihigen chromatischen Knopfgriffakkordeons ist dementsprechend schlecht dokumentiert.
Die vorliegende Arbeit versucht zunächst die spezifischen Konstruktionsmerkmale der Wiener Schrammelharmonika herauszuarbeiten, die die klangliche Eigenart des Instruments bestimmen. Es wird versucht, den historischen Entwicklungsprozess dieses Instruments nachzuvollziehen, insbesondere werden Quellen über die Entstehung und Erfindung der chromatischen Tonanordnung bei frühen Akkordeons in Wien diskutiert.
Ständige Verbesserungen des Instruments, unter anderem auch verschiedene Versuche, den Bassumfang zu erweitern, führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Entstehung eines regelrechten Virtuosentums auf der Knopfharmonika. Die unterschiedlichen Spielarten und die Einsatzweisen der Schrammelharmonika von damals bis heute werden schließlich anhand ausgewählter Musikanten und mit Hilfe von Tonbeispielen erläutert.


The so-called “Schrammelharmonika” is an accordion intrinsically tied to Viennese folk music, particularly to what is known as Viennese “Schrammel”-music. Nowadays it is rarely produced, however, and played merely by a handful of musicians. Accordingly, the organology of the Viennese 3-row button chromatic accordion is just poorly documented.
This thesis tries to elaborate the distinctive features of the “Schrammel”-accordion responsible for its characteristic sound. We try to reconstruct the historical evolution of the instrument, in particular sources for the invention of a chromatic sound-system are discussed.
The instrument was continuously refined, especially efforts were made to extend the bass-range which finally led to the development of a virtuoso style on the button accordion in Vienna. Its different ways of playing and ranges of use are shown with the aid of selected musicians and sound samples dating from the beginning of the 20th century up until nowadays.


Vorwort


Ein Klavier hat einen augenscheinlichen Nachteil - man kann es nirgendwohin mitnehmen, und eine Musikgattung, die man sich damit kaum erschließen kann ist die Volksmusik. Das Interesse eines Pianisten, wie ich es bin, an Akkordeoninstrumenten ist somit gar nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick scheint. Dieses Tor zur Volksmusik eröffnete mir Prof. Rudolf Pietsch, dem ich hier an erster Stelle für seine unbürokratische Bereitschaft, diese ungewöhnliche Magisterarbeit eines "Grazers" in Wien zu betreuen, danken muss. Auf seinen Seminaren verfiel ich zunächst der diatonischen, "steirischen" Harmonika. Lebt man mit diesem Interesse in Wien, bleibt es einem über kurz oder lang nicht verborgen, dass es hier ähnliche Knöpferlharmonikas gibt, die jedoch ganz und gar nicht ähnlich funktionieren geschweige denn klingen – eben die Schrammelharmonika. So entstand die Idee zu dieser Arbeit, die in Graz dankenswerterweise von Prof. Dr. Peter Revers begutachtet und benotet wurde.
Am Zustandekommen dieser Arbeit waren eine Reihe weiterer Personen so maßgeblich beteiligt, dass sie nicht unerwähnt bleiben dürfen. Franz Frühwirt (Wurmbrand) danke ich für die beiden alten Harmonikas. Mein wichtigster Informant aus der "Szene" war Walther Soyka (Wien), dem ich für seine großartige Unterstützung besonders zu Dank verpflichtet bin. Auch Patrick Rutka (Wien) hat mir durch fruchtbare Diskussionen viel weitergeholfen und mich vor allem bei den Tonbeispielen beraten – danke dafür! Wolfram Märzendorfer (Graz) vom Harmonikazentrum Graz hat wertvolle Überlegungen beigesteuert. Maximilian Foessl, Hugo Stelzhammer, Walter Maurer, Karl Macourek und Karl Hodina (alle in Wien) danke ich für ihre telefonische Auskunftsbereitschaft. Frau Herta Barton (Wien) danke ich für den netten Empfang bei Kaffee und Kuchen und für ihre berührenden Erzählungen aus vergangenen Zeiten. In der Bibliothek des Musikinstrumentensammlers Herbert Grünwald in Garching bei München fand ich die eine oder andere antiquarische Kostbarkeit. Herr Neuhold, Kustos des Bezirksmuseums Wien-Ottakring, erinnerte sich dankenswerterweise an eine Ausstellung über die Schrammeln in der Dornbacher Pfarre, die Anni Nossberger zusammengestellt hatte, eine Papierwarenhändlerin in der Dornbacher Straße. Sie brachte mich schließlich auf die Spur von Wilhelm Nefzger, dem ich besonders interessante Schilderungen über die Familie Strohmayer verdanke. Juliane Mikoletzky vom Archiv der Technischen Universität Wien hat mir beigebracht, Kurrentschrift zu lesen. Ingrid Prucha vom Technischen Museum Wien danke ich für die kostbare Zeit die sie mir geopfert hat, vor allem für die Fotografien des Musterbuchs. Herr Brebera vom Zentralgewerberegister suchte für mich freundlicherweise die alten Gewerbeakten der Harmonikamacher heraus und stellte sie mir bereitwillig zur Verfügung. Helmut Hanifl erlaubte mir netterweise die Harmonika in seinem "Beislmuseum" von der Wand zu nehmen und zu öffnen – es wird ihn jetzt sicher freuen zu hören, dass er eine der interessantesten historischen Schrammelharmonikas in Wien besitzt! Auch Lothar Lässer nahm sich in Graz einen Sonntag-Vormittag Zeit, um mir seine Walter-Harmonika zu zeigen – danke! Susanne Schedtler und Reinhard Kopschar vom Wiener Volksliedwerk verdanke ich noch wertvolle Tipps, Adressen und wichtiges Archivmaterial.

Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meinem guten Freund Gregor Nesvadba für die Fotos!


Andreas Teufel Graz, Juli 2006

© Andreas Teufel

Weitere Informationen über den Musiker Andreas Teufel:
http://oe1.orf.at/highlights/49026.html

E-Mail:


Tonbeispiele (Kapitel 4.5)

4.5.1 Franz Zrust, Karl und Josef Mikulas – "Jetzt wird’s g’müatlich"
4.5.2 Rudi Strohmayer und Franz Kemeter – "Mizzi Starecek-Marsch"
4.5.3 Josef und Karl Mikulas – "Schmalhofer Tanz"
4.5.4 Eduard Zentsch – "Kniebohrer Landler"
4.5.5 Schrammelquartett Pepi Wichart – "Hallo, da san mir munter"
4.5.6 Willi Strohmayer – "Drahrer Potpourri"
4.5.6 Willi Strohmayer mit Maly Nagl - "Die alte Zeit" (zu S. 48)
4.5.7 Schurl und Poldl Kroupa – "Runde Tanz"
4.5.8 Walther Soyka und Peter Havlicek – "Mondwalzer"
4.5.9 Christian Tesak und Martin Blazek – "Übung aus Wien"
4.5.10 Joshua Horowitz und Lothar Lässer – "Bessaraber Khusidl, Belf ’s Khusidl"
4.5.11 Emil Schuster – "Wann i das letzte Glaserl trink"
4.5.12 Herta Barton – Gesprächsausschnitte


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