Abstract
Die Schrammelharmonika ist ein mit der Wiener Volksmusik, insbesondere der Schrammelmusik,
untrennbar verbundenes Musikinstrument. Heute wird sie allerdings kaum
mehr hergestellt und nur von wenigen Musikern gespielt. Diese Wiener Spezialform eines
dreireihigen chromatischen Knopfgriffakkordeons ist dementsprechend schlecht dokumentiert.
Die vorliegende Arbeit versucht zunächst die spezifischen Konstruktionsmerkmale
der Wiener Schrammelharmonika herauszuarbeiten, die die klangliche Eigenart des
Instruments bestimmen. Es wird versucht, den historischen Entwicklungsprozess dieses
Instruments nachzuvollziehen, insbesondere werden Quellen über die Entstehung und
Erfindung der chromatischen Tonanordnung bei frühen Akkordeons in Wien diskutiert.
Ständige Verbesserungen des Instruments, unter anderem auch verschiedene Versuche,
den Bassumfang zu erweitern, führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Entstehung
eines regelrechten Virtuosentums auf der Knopfharmonika. Die unterschiedlichen Spielarten
und die Einsatzweisen der Schrammelharmonika von damals bis heute werden
schließlich anhand ausgewählter Musikanten und mit Hilfe von Tonbeispielen erläutert.
The so-called “Schrammelharmonika” is an accordion intrinsically tied to Viennese folk
music, particularly to what is known as Viennese “Schrammel”-music. Nowadays it is
rarely produced, however, and played merely by a handful of musicians. Accordingly, the
organology of the Viennese 3-row button chromatic accordion is just poorly documented.
This thesis tries to elaborate the distinctive features of the “Schrammel”-accordion
responsible for its characteristic sound. We try to reconstruct the historical evolution of
the instrument, in particular sources for the invention of a chromatic sound-system are
discussed.
The instrument was continuously refined, especially efforts were made to extend
the bass-range which finally led to the development of a virtuoso style on the button
accordion in Vienna. Its different ways of playing and ranges of use are shown with the
aid of selected musicians and sound samples dating from the beginning of the 20th century
up until nowadays.
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Vorwort
Ein Klavier hat einen augenscheinlichen Nachteil - man kann es nirgendwohin mitnehmen,
und eine Musikgattung, die man sich damit kaum erschließen kann ist die Volksmusik. Das
Interesse eines Pianisten, wie ich es bin, an Akkordeoninstrumenten ist somit gar nicht so
abwegig, wie es auf den ersten Blick scheint. Dieses Tor zur Volksmusik eröffnete mir Prof.
Rudolf Pietsch, dem ich hier an erster Stelle für seine unbürokratische Bereitschaft,
diese ungewöhnliche Magisterarbeit eines "Grazers" in Wien zu betreuen, danken muss.
Auf seinen Seminaren verfiel ich zunächst der diatonischen, "steirischen" Harmonika.
Lebt man mit diesem Interesse in Wien, bleibt es einem über kurz oder lang nicht
verborgen, dass es hier ähnliche Knöpferlharmonikas gibt, die jedoch ganz und gar nicht
ähnlich funktionieren geschweige denn klingen – eben die Schrammelharmonika. So
entstand die Idee zu dieser Arbeit, die in Graz dankenswerterweise von Prof. Dr. Peter
Revers begutachtet und benotet wurde.
Am Zustandekommen dieser Arbeit waren eine Reihe weiterer Personen so maßgeblich
beteiligt, dass sie nicht unerwähnt bleiben dürfen. Franz Frühwirt (Wurmbrand) danke
ich für die beiden alten Harmonikas. Mein wichtigster Informant aus der "Szene" war
Walther Soyka (Wien), dem ich für seine großartige Unterstützung besonders zu Dank
verpflichtet bin. Auch Patrick Rutka (Wien) hat mir durch fruchtbare Diskussionen
viel weitergeholfen und mich vor allem bei den Tonbeispielen beraten – danke dafür!
Wolfram Märzendorfer (Graz) vom Harmonikazentrum Graz hat wertvolle Überlegungen
beigesteuert. Maximilian Foessl, Hugo Stelzhammer, Walter Maurer,
Karl Macourek und Karl Hodina (alle in Wien) danke ich für ihre telefonische
Auskunftsbereitschaft. Frau Herta Barton (Wien) danke ich für den netten Empfang bei
Kaffee und Kuchen und für ihre berührenden Erzählungen aus vergangenen Zeiten.
In der Bibliothek des Musikinstrumentensammlers Herbert Grünwald in Garching
bei München fand ich die eine oder andere antiquarische Kostbarkeit. Herr Neuhold,
Kustos des Bezirksmuseums Wien-Ottakring, erinnerte sich dankenswerterweise an eine
Ausstellung über die Schrammeln in der Dornbacher Pfarre, die Anni Nossberger zusammengestellt hatte, eine Papierwarenhändlerin in der Dornbacher Straße. Sie brachte
mich schließlich auf die Spur von Wilhelm Nefzger, dem ich besonders interessante
Schilderungen über die Familie Strohmayer verdanke. Juliane Mikoletzky vom
Archiv der Technischen Universität Wien hat mir beigebracht, Kurrentschrift zu lesen. Ingrid Prucha vom Technischen Museum Wien danke ich für die kostbare Zeit die sie mir geopfert hat, vor allem für die Fotografien des Musterbuchs. Herr Brebera vom
Zentralgewerberegister suchte für mich freundlicherweise die alten Gewerbeakten der
Harmonikamacher heraus und stellte sie mir bereitwillig zur Verfügung. Helmut Hanifl erlaubte mir netterweise die Harmonika in seinem "Beislmuseum" von der Wand zu
nehmen und zu öffnen – es wird ihn jetzt sicher freuen zu hören, dass er eine der interessantesten
historischen Schrammelharmonikas in Wien besitzt! Auch Lothar Lässer nahm sich in Graz einen Sonntag-Vormittag Zeit, um mir seine Walter-Harmonika
zu zeigen – danke! Susanne Schedtler und Reinhard Kopschar vom Wiener Volksliedwerk
verdanke ich noch wertvolle Tipps, Adressen und wichtiges Archivmaterial.
Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meinem guten Freund Gregor Nesvadba für die Fotos!
Andreas Teufel Graz, Juli 2006
Weitere Informationen über den Musiker Andreas Teufel:
http://oe1.orf.at/highlights/49026.html
E-Mail:
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